Gestern machten mein Mann und ich einen Ausflug in den Eberwalder Zoo. Viele von Euch kennen diesen wunderschönen kleinen Zoo, der nördlich von Berlin mitten im Wald gelegen ist. Ich war auch schon dort, aber das war bereits vier Jahre her. Nun wurde es Zeit, die Erinnerungen aufzufrischen.
„Unsere Tiger sind die Sieger!“ verkündete ein großes Plakat am Eingang des Eberswalder Zoos und machte natürlich neugierig, über wen denn die Tiger Sieger sind. Aber zunächst einmal wollte ich natürlich die Braunbären besuchen. An der Kasse hatte man uns zusammen mit den Eintrittskarten gleich einen kleinen Lageplan des Zoos überreicht. Aus dem ging hervor, dass sie Bären hinterm Eingang gleich links wohnen. Aus meinem Gedächtnis ging dasselbe hervor. Aber auf der Bärenanlage war leider kein Bär zu sehen. Dafür sahen wir einige Polarwölfe und auch zwei graue Wölfe, die dort offenbar in Eintracht zusammen leben. Schade. Ich hätte die Bären nämlich zu gern aus der Futterbox gefüttert: Man steckt eine Münze in die Futterbox, worauf ein Mix von Nüssen und Körnern durch ein Rohr zu den Bären hinein rieselt. Bei unserem letzten Besuch hatten die Bären schon erwartungsvoll gegen die Rohre geballert. Zwei Pflegerinnen klärten uns auf. Es sei nur noch ein Bär da und der schlief offensichtlich. Nun, da konnte man nichts machen.
Also gingen wir weiter durch das Revier des Damwilds. Tatsächlich, wir gingen mitten hindurch und zwar auf einem Knüppelpfad. Der Name ist Programm; der Weg besteht tatsächlich aus dicken, aneinander genagelten Ästen und ist etwa einen Meter breit. Man kann nur hintereinander gehen, für Kinderwagen ist der Weg absolut ungeeignet und die High-Heels sollte man auch besser ausziehen. Aber es ist ein Erlebnis! Rehe und Damhirsche leben dort völlig frei. Das Gehege ist sehr groß und die Tiere können sich auch zurückziehen, wenn sie wollen. Gestern wollten sie das offenbar nicht. Sie kamen so dicht heran, dass man sie hätte berühren können. Offenbar wollten sie sehen, wer da auf dem Knüppelpfad herum klettert.
Apropos herum klettern – im Eberswalder Zoo gibt es an mehreren Stellen Aussichtstürme, von denen aus man einen wunderbaren Blick über die Gehege hat. Es gibt auch mehrere interessante Spielplätze für Kinder, die aber auch mit etwas Lehrreichem verbunden sind. Zum Beispiel Schautafeln, auf denen verschiedene Fährten abgebildet sind. Die Kinder – und nicht nur die – sollen dann die entsprechenden Tiere hinzu ordnen. Es gibt im ganzen fünf Abenteuer- und Themenspielplätze.
Dann kamen wir zum Absoluten Highlight des Zoos – dem Gehege der Amur-Tiger. Dort begriff ich, warum hier die Tiger Sieger sind. So etwas wie dieses Gehege habe ich noch nie zuvor gesehen; ich hätte das auch nie für möglich gehalten. Das Gehege ist oval wie ein Sportstadion und auch nicht viel kleiner. Es ist in die Erde eingelassen; man steht oben und schaut zu den Tigern hinunter. In diesem Wahnsinns-Gehege gibt es alles, was man sich nur wünschen kann. Es gibt einen kleinen Wald, Sand, einen kleinen Teich, einen Berg aus großen Steinen und Baumstämme. Das Gehege ist der Landschaft nachempfunden, wie sie im Barnim zur Eiszeit vermutlich gewesen ist. Auf diesem riesigen Gelände wohnen vier Tiger. Ein Elternpaar und ihre beiden halbwüchsigen Söhne, die inzwischen schon richtige Rabauken sind. Als wir kamen, rauften sie gerade um etwas, dass irgendwann vermutlich ein Kaninchen gewesen ist. Allerdings haben sie einen Nachbarn. Ein Stück des Geheges ist abgezäunt. Darin lebt ein Vielfraß. Viel sahen wir aber nicht von ihm. Er hatte sich zusammengerollt und schlief.
Vom Tigergehege ist es nicht weit zum Löwengehege. Auch das ist sehr sehenswert, wenn auch nicht so groß. Durch einen Tunnel gelangt man in einen gläserne Aussichtplattform mitten ins Löwengehege. Das Löwenpaar betrachtete uns eingehend und gähnte schließlich gelangweilt. Sicherlich bekommen sie oft Besuch.
Sehr sehenswert ist auch das Tropenhaus. Obwohl es nicht sehr groß ist, gibt es dort alles, was zu einem richtigen Tropenhaus gehört. Neben den exotischen Pflanzen und Vögeln gibt es auch Krokodile, Wasser- und Riesenschildkröten und Schlangen. Unter anderem zwei fast endlose Pythonschlangen. Unweit davon ist das Lama-Haus. Durch eine große Glasscheibe kann man die Lamas von nahem sehen, etwa ein Meter entfernt. So nah kommt man ihnen sonst nie.
Im Eberswalder Zoo ist es auch möglich, Tiere zu kaufen. Zwar keine Exoten, aber kleine Ziegen. Es gibt also nichts zu meckern.
Auch Affenliebhaber kommen dort nicht zu kurz. Zwar gibt es keine Menschenaffen. Aber es gibt Tamarine, Totenkopfäffchen und Gibbons. Außerdem gibt es schwarz-weiße und rote Varis. Die haben wir leider nur durch´s Fenster gesehen. Überhaupt leben die Tiere in größtmöglicher Freiheit. Besonders die Affen können frei im Zoo herumlaufen, kommen und gehen, wie es ihnen beliebt. Überall stehen Schilder, auf denen die Besucher darauf hingewiesen werden. Sie werden auch aufgefordert, die Tiere nicht zu berühren. Überhaupt hat man im Eberswalder Zoo den Eindruck, dass der Zoo wirklich für die Tiere da ist. Sie sind dort zu Hause, die Menschen sind Besucher und haben sich dementsprechend zu benehmen.
Trotzdem kommen auch die Menschen nicht zu kurz. Überall gibt es etwas Neues zu sehen und ruhige, gemütliche Ecken mit Bänken, auf denen man ausruhen kann. Mein absoluter Lieblingsplatz wurde ein Hochstand, der um eine große Eiche herum gebaut war. Man konnte von dort aus einen Gibbon aus nächster Nähe beobachten, der unter uns in seinem Gehege herumturnte. Auch der Gibbon hatte Ausgang, wenn er wollte. Von seinem Gehege aus führte ein vergitterter Weg, der auf einer Insel mitten im Teich endete.
Man kann, wenn man mag, den ganzen Tag dort im Zoo verbringen. Es gibt sogar drei Restaurants und einen urigen Grillplatz. Die Preise sind eher mittelprächtig, so wie sie in den Zoos eben sind.
Kurzum: Mit 9 Euro Eintritt ist der Zoobesuch für eine Familie nicht gerade ein Schnäppchen. Aber das Geld ist gut angelegt. Zum einen sieht man überall, wo es bleibt. Zum anderen hat man einen wunderschönen Tag und das ist unbezahlbar.