"Tierpersönlichkeiten wie Knut kann man nicht erfinden"
Montag, 17. Oktober 2011 02:56 - Berliner Morgenpost
Der Berliner Zoo gilt als größter in Deutschland. Doch wie sieht es hinter den Kulissen einer so großen Institution wirklich aus? Zoo-Kurator Ragnar Kühne beantwortete für euch unsere Fragen.
ZitatWie viele Tiere halten Sie in einem so großen Zoo wie dem Berliner Zoo?
Wir haben derzeit ungefähr 230 Arten von Säugetieren und um die 400 Arten von Vögeln. Zurzeit ist die Zahl ein bisschen gesunken, weil wir viele Vögel ausgelagert haben, denn wir bauen ein neues Vogelhaus. Dazu kommen Fische und Amphibien, also Frösche, Lurche und andere. Alles in allem, mit Aquarium, kleinen Tieren und Seeanemonen haben wir wohl rund 1400 Arten.
Wie viele Berufe gibt es im Zoo?
Es arbeiten hier Biologen, Tierärzte und sehr viele Tierpfleger, insgesamt sind von 240 Mitarbeitern 115 Tierpfleger. In der Verwaltung gibt es Kaufleute, die das Geld verwalten. Außerdem haben wir viele Gärtner und auch Handwerker. Wir brauchen Tischler, die zum Beispiel Schlafboxen bauen, ohne dass man eine Firma von außen holen muss. Wir haben Klempner, die helfen, wenn zum Beispiel ein Rohr geplatzt ist, und auch Elektriker.
Wie wichtig sind bestimmte Tiere wie zum Beispiel Eisbär Knut, der ja sehr berühmt war, für die Besucherzahlen des Zoos?
Man könnte mal ein Ranking machen mit den Tieren, die alle Leute sehen wollen. Ein großer Zoo sollte Elefanten haben, und Pinguine gehören auch dazu. Ein Eisbär ist ebenfalls eines der hochwertigen Tiere, die Besucher sehen wollen. Dazu gibt es immer Tierpersönlichkeiten, die kann man sich nicht ausdenken. Die werden geboren und haben eine spezielle Geschichte, wie zum Beispiel Knut - die werden für sich berühmt, so wie Menschen auch. Wenn das so ist, dann hat dies natürlich auch einen Wert für den Zoo. Bei Knut war es jedenfalls so: Viele Leute sind in den Zoo gekommen, weil sie ihn sehen wollten und die haben sich dann nicht nur Knut angeguckt, sondern auch die anderen Tiere. Aber man kann sich keinen Knut erfinden und denken, man könne stattdessen einfach irgendein Zebra berühmt machen. Das hängt von vielen verschiedenen, auch zufälligen Dingen ab.
Wie viele Besucher brauchen Sie, damit der Zoo gut läuft?
Der Zoo läuft hervorragend. Trotzdem ist es nicht so, dass wir ohne staatliche Gelder auskommen könnten. Im Jahr haben wir rund drei Millionen Besucher. Um auf staatliche Gelder verzichten zu können, bräuchten wir etwa 500 000 Besucher mehr. Es lohnt sich nur, in den Zoo zu gehen, wenn man Tiere sieht, die seltener sind. Das kostet aber auch mehr, als nur noch günstige und weniger seltene Tiere wie Hund oder Katze zu halten.
Wie beschützen Sie Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind?
Unter anderem züchten wir solche Tiere und versuchen, sie dann auszuwildern, wie zum Beispiel im Fall des Bartgeiers, den wir vor kurzem in seine Heimat, die Alpen, ausgewildert haben. Das ist immer einer der glücklichsten Momente, wenn man sieht, dass man es geschafft hat, ein Tier auszuwildern. Aber ein Zoo kümmert sich noch um viel mehr bei artenbedrohten Tieren; er forscht viel, um möglichst viel über verschiedene Arten herauszufinden. Zoos tauschen aber Tiere auch untereinander aus. Dafür werden die Tiere einer Art weltweit in einem Zuchtbuch erfasst und wenn dann ein Zoo zum Beispiel ein Spitzmaulnashorn haben möchte, meldet er es dem ,,Zuchtkoordinator", der alle Daten kennt, und dieser schlägt dann vor, welches Nashorn und welcher Zoo am besten geeignet ist.
Was sind dann die Argumente der Zoogegner?
Zoogegner, meist Tierschutzvereine, sind oft der Meinung, dass es keinen Sinn macht, Tiere in Zoos leben zu lassen. Sie sagen, man solle ein Tier lieber in Frieden aussterben lassen als zu versuchen, es fern seiner Heimat zu erhalten.
Was sagen Sie dazu?
Diese Ansicht kann ich nicht teilen. Ich setze mich dafür ein, die Artenvielfalt auf unserer Erde mit allen uns verfügbaren Mitteln, so auch der Arbeit in Zoologischen Gärten, zu erhalten.
Lena Gerbsch, Sappho Möll, Natalia von Oeynhausen, Victoria Schlienkamp , Canisius-Kolleg, Tiergarten
#2 von
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(
gelöscht
)
, 17.10.2011 12:52
ZitatViele Leute sind in den Zoo gekommen, weil sie ihn sehen wollten und die haben sich dann nicht nur Knut angeguckt, sondern auch die anderen Tiere.
... genau so war es. Dank Knut sind die Besucherzahler allgemein in den Zoos wieder gestiegen.
"Aber man kann sich keinen Knut erfinden und denken, man könne stattdessen einfach irgendein Zebra berühmt machen. Das hängt von vielen verschiedenen, auch zufälligen Dingen ab." So ist es. Knut war etwas ganz Besonderes, was man nicht wiederholen kann. Lasst uns dafür dankbar sein, dass wir ihn im Zoo Berlin so lange beobachten durften. Nun ist er frei.