Gestern, als draußen ein eisiger Ostwind wehte, habe ich mich gemütlich auf mein Bett gesetzt, den Schal weiter gestrickt und über unser Leben nachgedacht.
Wenn dieser unbekannte Mensch im Jahr 2011 Murkel nicht bei uns im Dorf ausgesetzt hätte ( sie kommt nicht aus unserem Dorf), wäre unser Leben vollkommen anders verlaufen.
Es wäre noch anders verlaufen, wenn Murkel uns nicht gefunden hätte und die Verantwortung für ihre Kinder nicht auf uns abgeladen hätte.
Wir hatten zwar Mohrchen, aber die war an die Berliner Wohnung gewöhnt, hat den vernetzen Balkon geliebt und wurde auch von unserer Nachbarin betreut, wenn wir mal einige Tage verreisen wollten, man konnte sie unbedenklich für kurze Zeit alleine lassen.
Ja, wir haben uns unser Rentenleben etwa anders vorgestellt. Wir wollten öfter für einige Tage in Berlin sein, wollten von dort aus Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung machen oder auch einige Tage verreisen.
Alles andere haben wir in den ersten 20 Jahren unserer Ehe ausgelebt. Wir waren in Konzerten, im Theater, im Kino, waren tanzen, auf großen Bällen, mit Freunden zusammen, waren dreimal im Jahr verreist.
Das vermissen wir nicht mehr, das haben wir hinter uns, doch die Berliner Wohnung für einige Zeit mehr nutzen, das wäre schön.
Wenn nicht Murkel und ihre Kinder wären....
Und dann sagte ich mir...
Wenn nicht Murkel und ihre Kinder wären, wir hätten soviel verpasst.
Die unendliche Liebe von Murkel zu uns, ihre Anhänglichkeit, die fast schon wie ein Hund ist.
Ihre Freude wenn wir vom Einkaufen wieder zurück sind, wie sie sich kugelt und durch das Haus rennt.
Das schließt allerdings auch aus, dass wir sie für einige Zeit in einer Katzenpension unterbringen.
Ich würde das schon mal probieren, da es Peters sehnlichster Wunsch ist, mal wieder in die Berge zu fahren.
Wenn Murkel nicht wäre...
Dafür verzichtet er darauf, er gibt sie auf keinen Fall woanders hin.
Ja und meine Angst ist...
Wohnt hier jemand in der Zeit wenn wir verreist sind will sie natürlich raus.
Passiert ihr dann etwas oder sie kommt nicht wieder, würde ich mir ewig Vorwürfe machen.
Wir hatten schon 5 Katzen und sogar mein über alles geliebter Moritz war nicht so wie sie.
So ein Tier bekommen wir nie wieder und darum sage ich mir, genug gejammert, er ist eben so wie es ist und man muss das beste daraus machen.
Wir würden ja mal probieren, sie mit nach Berlin zu nehmen und dort einige Tagesausflüge machen, wenn da nicht Emilia und Jamie wären.
Ich könnte das nicht über das Herz bringen, sie einige Tage ohne Futter zu lassen.
Wie sie sich sichtlich freuen wenn ich komme, Köpfchen geben und kuscheln.
Mit Jamie habe ich ein Ritual.
Er stürzt auf mich zu, kuschelt mit dem linken Bein. Dann mache ich einen riesen Schritt mit dem rechten Bein und er rennt da hin, dann wieder links, rechts, bis wir an dem Futterplatz sind, immer aufpassend, nicht über ihn zu fallen.
Wie er mich mit seinen riesen Augen ansieht und gestreichelt werden möchte.
Meine große Hoffnung war, dass Birgit und Armin in diesem Sommer fest hierher ziehen, das wäre schon eine Entlastung für uns und die Katzen würden sich sicher an die beiden gewöhnen.
Geld für Futter, Medikamente und Tierarzt bleibt undere Sache, das haben sie schon angedeutet.
Aber nun findet Birgit hier nicht die passende Stelle und bleibt noch mindestens drei Jahre in Sachsen - Anhalt.
Ich bin gespannt was der Sommer bringt...was wird aus dem Zuhause von Emilia, dem Müllplatz.
Armin ist dabei, den Holzhaufen abzutragen. Er baut einen neuen Verschlag, kleiner, ohne Seitenwände nur mit einem Wellblechdach.
Nichts für Emilia, da ist sie nicht geschützt.
Der Hochsitz neigt sich nach rechts, eine Frage der Zeit, wann auch der verschwindet.
Doch da will ich Armin fragen wenn es soweit ist, ob er den oberen Teil dann neben seinen Holzverschlag stellen würde, da wäre Emilia etwas geschützt.
Ja, das sind alles Problemchen die ich nicht hätte, wenn dieser unbekannte Mensch Murkel 2011 nicht in unserem Dorf abgeladen hätte.
Kommst du endlich, wird langsam Zeit
Emilia geniesst die ersten Sonnenstrahlen nach langer Zeit