Knuts 5. Geburtstag
Viele Fans in Berlin erwartet
Berlin (dpa/bb) - Trauriger Geburtstag mit schönen Erinnerungen: Verspielt und ewig hungrig baggerte sich Knut immer am 5. Dezember den frischen Fisch aus der Eisbombe. Bei seinen Geburtstagspartys krallte sich der Eisbär gierig die extra für die Show eingefrorenen Weintrauben. Er machte Männchen und verschlang zugeworfene Croissants mit weit offenem Maul. Das internationale Publikum in großer Zahl war stets begeistert und stimmte ergriffen «Happy birthday, lieber Knut» an. Jahr für Jahr gehörte diese Geburtstagsparty zum Kult um den berühmten Eisbären - bis zu Knuts tragischem Tod am 19. März dieses Jahres.
Im Todesjahr des Bären bleibt den Knut-Begeisterten, die wieder in großer Zahl nach Berlin reisen wollen, nur die gemeinsame Trauer am Bärenfelsen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wollen am Wochenende und am Montag (5.12.) mehrere hundert Fans aus ganz Deutschland und vielen Ländern nach Berlin kommen und an ihren Publikumsliebling erinnern, der bei seinem völlig unerwarteten Ende im Alter von nur vier Jahren plötzlich im Kreise tanzte, taumelte, vom Felsen stürzte und nach wenigen Minuten tot im Wasser trieb.
Der Zoologische Garten hält sich neun Monate danach betont zurück. Eine öffentliche Reaktion auf die demonstrative Trauer der Fans ist nicht geplant. Nach langem Zögern ist jedoch ein Wettbewerb für Künstler gestartet worden, die eine Plastik oder Skulptur zu Ehren Knuts entwerfen sollen. Diese wird dann vermutlich bis zum ersten Todestag im nächsten Frühjahr am Bärenfelsen aufgestellt. Die kaufmännische Direktorin Gabriele Thöne sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Knut war ein besonderes Tier. Seine Rolle als Mahner im Zeichen des Klimawandels ist uns wichtig. Die Fans brauchen und bekommen bei uns Platz für ihre Trauer.»
Doris Webb vom Fan-Verein «Knut forever» bedauert die Zoo-Distanz. «Sie haben ja nicht einmal ein kleines Bild oder ein Schild in Erinnerung an dieses besondere Tier angebracht. Und sogar Zeichnungen von kleinen Kindern verschwinden am Bärenfelsen sofort.» Das sei «unglaublich». Aber viele Fans würden bis heute zusammenhalten. «Wir treffen uns bei Knut» sei immer noch ein geflügeltes Wort, einige Fans würden sich sogar täglich treffen und hätten Freundschaften geschlossen.
Im Internet kursieren seit vielen Wochen Namenslisten und Einladungen zu Treffs vor dem Zoo, am Bärengehege und in verschiedenen Restaurants in der Nähe. Die Knut-Fans kommen aus England, Finnland, Schweden, der Schweiz, Italien, den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und sowieso aus allen Teilen Berlins und Deutschlands. Einige Zusagen liegen sogar aus Australien, den USA und Japan vor.
Eigentlich kein Wunder: Zu Lebzeiten besuchten mehr als elf Millionen Menschen aus der ganzen Welt den Eisbären, der als Symboltier für seine bedrohte Tierart im Kampf gegen die Folgen der globalen Klimakrise stand. Außerdem fühlten viele Fans, dass der Bär von der Zoo-Direktion schlecht behandelt wurde und von einem weiblichen Eisbär-Trio «gemobbt» wurde. So war der Tod von Knut, ebenfalls vor viel Publikum, ein Schock, der nicht nur Trauer, sondern auch Protest auslöste.
Nach dpa-Informationen waren zunächst einige zum Teil massive Aktionen geplant. Für dieses Wochenende war vorgesehen, dass sich mehrere in Eisbär-Attrappen gekleidete Menschen aus Protest gegen die umstrittenen Bedingungen der Haltung von Knut im Zoo Berlin am Bärenfelsen anketten sollten. Ein Flugzeug sollte ein Banner «Warum musste Knut sterben?» über die Innenstadt ziehen. Auf Plakaten wollten Aktivisten beklagen, dass der Zoo dank Knut zwar sieben Millionen Euro verdient hat, sich aber nicht genügend um das Wohlergehen des Tiers gekümmert hat.
Doch nach intensiven Debatten im Netz änderten die nicht organisierten Knut-Fans die Pläne - und wollen nun im eher stillen Gedenken auf eine bessere Haltung, Zucht und Beschäftigung der Tiere in Gefangenschaft hinweisen. «Das Schlimme ist, dass auch nach Knuts Tod den Bärinnen vom Zoo immer noch keine Beschäftigung geboten wird», sagt Doris Webb. Wie schon am 19. März und an den Tagen danach werden am Wochenende und am 5. Geburtstag am Montag im Zoo Tränen fließen sowie Fotos und Knut-Storys die Runde machen. Viele Lichter werden brennen - und die Fans werden traditionell Blumen auf der Hecke am Bärenfelsen niederlegen.
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/re ... artet.html