Über den Bärenwald Müritz habe ich ja schon hin und wieder berichtet.
Er ist ein Projekt der österreichischen Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Hier leben Bären, die von Vier Pfoten aus unwürdiger Haltung gerettet werden konnten.
Neben diesem Bärenwald gibt es noch einen in Aresbach in Österreich, den Tanzbärenpark in Belitsa in Bugarien und eine Bärenwaisenstation in Rumänien. Eine Bärenauffangstation für gequälte Bären auf dem Balkan ist in Planung.
Vier Pfoten unterstützt übrigens auch den Alternativen Bärenpark in worbis und den Alternativen Bären- und Wolfspark Schwarzwald.
Am Wochenende wurde im Bärenwald Müritz das Erweiterungsgelände übergeben. Das war ein guter Grund, endlich wieder einmal vorbei zu schauen. Mit Marion war ich schon am Freitag dort und so haben ich den Freitag und Samstag im Bärenwald verbracht.
Bisher war das Gelände des Bärenwaldes 50.000 Quadratmeter groß. Damit war Platz für 10 Bären. Das Erweiterungsgelände umfasst 80.000 Quadratmeter und bietet Platz für 12 weitere Bären. Ich habe erfahren, dass die ersten Tiere noch vor dem Sommer einziehen werden .
Damit hat der Bärenwald jetzt eine Fläche von insgesamt 13 ha und ist damit der größte seiner Art in Westeuropa.
Die Erweiterung des Bärenwaldes hat 2 Mio Euro gekostet, davon hat das Land Mecklenburg Vorpommern 1,1 Mio Euro zur Verfügung gestellt. Für unser nicht gerade reiches Bundesland finde ich das eine großartige Leistung.
Am Samastag war ich schon um 9.00 Uhr im Bärenwald und habe meine neue Jahreskarte (mit Hund) ausprobiert . Es war noch ganz ruhig dort, ich war der zweite Besucher.
Als erstes ist mir Sabine Steinmeier, die Chefbärenpflegerin begegnet. Sie war gerade bei Otto, einem der knuffigsten Bären im Bärenwald.
Otto hatte an dem schönen Morgen keine Lust, das Gehege zu wechseln und so konnte das Futter an diesem Tag nicht auf der Anlage versteckt werden. Es musste den Weg über den Zaun nehmen.
Frau Steinmeier hat sich viel Zeit für mich genommen und wir haben uns lange unterhalten. Da gab es eine Menge Themen wie – Tierhaltung in Zoos; die unkritische Weitergabe von Tieren durch Zoos; häufige Nachzuchten und die Frage nach dem wohin mit ihnen, wenn sie nicht gerade gefragt oder selten sind; die Nachzucht von Tieren, für die es eigentlich schon jetzt abzusehen ist, dass kein Zoo für sie da ist und vieles mehr.
Besonders nett fand ich, dass Lothar die ganze Zeit hinter uns im Gehege saß und zuhörte. Irgendwann machte er es sich in einer Kuhle gemütlich und freute sich ganz offensichtlich, dass Frau Steinmeier da war.
Da es im Bärenwald keine regelmäßigen Fütterungen gibt, war Lothar völlig entspannt und hat nicht gebettelt.
Ich habe Frau Steinmeier natürlich nach den Berner Bärchen gefragt. Sie sagt, dass die Beiden auf keinen Fall in den Bärenwald können. Das widerspricht dem Konzept von Vier Pfoten und ich habe das auch gut nachvollziehen können.
In zwei Sätzen zusammengefasst ist es so, dass sie der erneuten Nachzucht keinen Vorschub leisten wollen. Dann gibt es wieder Jungtieren und wieder steht das Problem, wohin mit ihnen.
Die männlichen Bären im Bärenwald sind übrigens alle kastriert. Die Bärenmänner sind dadurch aber nicht beeinträchtigt und kommen trotzdem in Paarungsstimmung.
Es gibt sogar ein festes monogames Bärenpaar, allerdings nicht bei uns. Ansonsten hat Bär mal die eine oder auch die andere Freundin . Aber es wird niemals kleine Bärchen geben und das ist gut so!
Der süsse, dicke Bärenpopo gehört übrigens Ida, der kleinen Bärin aus Kalletal, die dort mit Katja in einer Art Aquarium hinter Panzerglas gehalten wurde.
Ich hätte mich noch lange unterhalten können, aber ich wollte unbedingt ins Festzelt, um mir die Vorträge anzuhören.
Den ersten Vortrag hielt der Geschäftsführer des Bärenwaldes Herr Carsten Hertwig.
Er berichtete über die Befreiung der letzten 4 serbischen Tanzbären. Das war sehr interessant, denn so eine Aktion gleicht einer Odyssee. Man muss die richtigen Leute finden, die richtigen „Knöpfe drücken“, nicht aufgeben und unendlich viel Geduld und Leidensfähigkeit haben, um die Tiere zu befreien. Und man muss vor allem dafür zu sorgen, dass die Leute, denen man die Bären abnimmt, nie wieder welche fangen, kaufen und dann quälen.
Leider ist einer der Bären gestorben, bevor er befreit werden konnte.
Übrigens fand ich interessant, dass Vier Pfoten nicht von artgerechter Haltung spricht. Die kann man einem Tier in Gefangenschaft nicht bieten. Statt dessen wollen die Tierschützer eine artgemäße Haltung für die Bären und andere Tiere erreichen.
Nach dem Vortrag wurde eine Doku zur Befreiuung der serbischen Bären gezeigt. Weite Teile davon habe ich aber nur gehört. Ich konnte einfach nicht hinschauen, denn die Aufnahmen der verstümmelten und gequälten Tiere waren grauenvoll .
Nach diesen dramatischen Aufnahmen gab es dann ein echtes Kontrastprogramm.
Andreas Kieling war samt Frau, Kind und Hündin gekommen und wollte von seinen Erlebnissen mit frei lebenden Bären erzählen.
Er zeigte Filmaufnahme von einer dreimonatigen Reise in die Arktis, die er mit seinem kleinen Sohn (damals Zeit 9 Jahre) unternommen hatte. Den Film kannte ich schon. Aber er lief ohne Ton und Herr Kieling erzählte stattdessen über diese Reise. Dabei stand er nicht vorn am Rednerpult, sondern zwischen den Zuhörern.
Der Vortrag war wahnsinnig interessant und wir haben auch viel gelacht.
Ich weiß jetzt, wie man in der Arktis seine Akkus geladen bekommt und woran man erkennen kann, dass ein Braunbär angreifen wird.
Ich habe erfahren, dass alle Bären ganz heiß auf Gummi sind und man auf seine Gummistiefel oder ein Schlauchboot aufpassen muss - zumindest wenn ein Bär in der Nähe ist .
Außerdem fand ich sehr interessant, dass Herr Kieling nicht von Raubtieren sondern von Beutegreifern spricht. Das Wort gefällt mir viel besser und ich habe es in meinen Wortschatz aufgenommen .
Herr Kieling hat hauptsächlich über Braunbären gesprochen, aber als er Aufnahmen von einem ganz hellen jungen Bären zeigte, kam er auch kurz auf Eisbären zu sprechen.
Es ist ja erwiesen, dass Eisbären von Braunbären abstammen. Beide Bärenarten können sich heute noch paaren und Nachwuchs bekommen, der zeugungsfähig ist. Auch Herr Kieling äußert die Vermutung, dass gerade darin die Überlebenschance des Eisbären besteht.
Im Anschluss wurde die Schauspielerin Julia Stinshoff zur Bärenbotschafterin ernannt. Sie will sich intensiv für Bären in Not einsetzen.
Etwas später habe ich mir noch einen Vortrag von Patrick Boncourt angehört. Er ist im Bereich Bärenrettung für die Recherche zuständig und arbeitet vor allem im Hintergrund. Seine Arbeit könnte die Grundlage für einen spannenden Film liefern.
Die Bären, die unsere Hilfe benötigen, werden in osteuropäischen Ländern gefangen gehalten, zum Teil leben sie bei fahrendem Volk. Da ist die Vorbereitung für den Freikauf der Tiere zum Teil echt abenteulich!
Gegenwärtig kümmert sich Vier Pfoten vor allem um Restaurantbären. Davon gibt es leider noch jede Menge. Diese armen Tiere sollen Kunden anlocken und leben von den Resten, die übrig bleiben. Bleiben keine Reste, gibt es kein Futter.
Herr Boncourt hat ausdrücklich um Folgendes gebeten: Wer auf Reisen irgendwo in Europa Bären sieht, die Hilfe brauchen, der möge sich unbedingt notieren, wo das ist, wenn möglich einige Fotos machen und an ihn schicken. Zu finden ist er unter Vier Pfoten.
Übrigens hat die Organisation auch noch nicht aufgegeben, Maxi und Schnute aus ihrem winzigen Bärenzwinger in Berlin herauszuholen. Ich hoffe so sehr, dass das klappt und zwar bald.
Leider kann ich die Berliner überhaupt nicht verstehen, die den Bären ein artgemäßes Leben in einem Bärenwald nicht gönnen. Vielleicht müssten diese Menschen einfach mal kommen und sich ansehen, wie ein Bär auch leben kann!
So, nun habe ich aber mehr als genug gequasselt. In Teil 2 zeige ich euch Fotos von Bären und dann in Teil 3 das Gelände.